Kleiner Besuch

Ein herrlicher Sommerregen prasselte darnieder, als Anor vor den Toren von Lichtwalde erschien. Das längste Stück war er von einem Händler mitgenommern wurden aber die letzten Meilen bis nach Lichtwalde musste er zufuß zurücklegen. Der strömende Regen schien dem Jungen nicht das geringste auszumachen. Es war eindlich mal wieder ein Regen seit langem und so umging man außerdem das ewige einatmen von Staub auf den trockenen Straßen. Zudem war es trotz des Regens angenehm war und der Weg war so voller Pfützen, dass es eine wahre Freude für das Jungenherz war in jede, aber auch in jede hineinzuspringen. Man musste doch schlieslich wissen wie tief die Pfütze war! Außerdem war Anor ja sowieso klitsch nass, so dass es doch egal war, ob er nun durch die Pfütze oder um die Pütze herum lief. Und das schönste war, wenn man mit besonders viel Anlauf in eine Pfütze sprang, dann spritzte es nur so das es eine Freude war.
Anor jauchzte, hüpfte, planschte und sang den ganzen Weg.

"Ja ich träumte heut Nacht, dass ich hätte ne Katz und die isst immer..." mitten im Vers brach er ab, denn plötzlich stand er vor den Toren Lichtwaldes. Er hatte überhaupt nicht bemerkt, dass der Regen so stark geworden war, dass man nur noch wenige Meter sah. "Huch, da bin ich ja schon da!", stellte er laut fest und lief zu den Toren. Mit seinen kleinen Fäusten hämmerte er dagegen in der Hoffnung, dass er es schaffte den Regen zu übertönen und irgendjemanden dadrinnen zum Aufmachen zu bewegen. Er hatte nämlcih jetzt doch keine Lust mehr zum ewigen laufen, erst recht nicht den gleichen Weg zurück.

"Kann mich bitte...", rief er ein wenig zaghaft, als er von einem Nieser unterbrochen wurde. "jemand reinlassen.", beendete er den Satz leise, während er sich die kitzelnde Nase rieb.

Lange war es her, das Rawiya Zeit für sich hatte. Zeit die sie geniesen konnte und in der sie nachdenken konnte. Nun saß sie oben auf einem Ast und lehnte sich gegen den Baumstamm. Da es stark regnete war sie selbst unter dem Blätterdach schon pitsch nass geworden. Doch dies war ihr völlig egal. Seelen ruhig saß sie da und lauschte der Musik der Natur. Wie unterschiedlich die Regentropfen auf den Blätter, auf Holz, in Wasserpfützen, ...

Doch plötzlich hörte Rawiya eine Stimme zwischen den Geräuschen die die Natur machte. Eine Stimme eines Jungen, welcher direkt vor dem Tor stand, dass nicht weit weg von dem Baum war. So sprang Rawiya vom Baum und landete in einer Wasserpfütze. Ihr Umhang war eh schon voll von Schlammspritzern, da kam es auf diese auch nicht mehr an. Rawiya musste schmunzeln, wer würde jetzt noch vermuten, dass sie eine Königin war?

Sie lief zum Tor und öffnete eine kleine Tür darin, die für sie als auch für den Jungen ausreichte. So musste sie nicht das riesige Tor alleine Bewegen. Der Wachmann schien den Jungen nicht gehört zu haben, da der Wachmann in seiner kleinen Hütte leicht eingeschlummert war. Die Dunkelelfin trat durch die offene Tür und sah den Jungen an.

"Komm herein! Sag wie heißt du Junge?", fragte sie ihn und lächelte ihn an.

Freudig stellte Anor fest, dass er offenbar gehört worden war, denn in dem großen Tor öffnete sich eine kleine Tür und eine Frau trat heraus. Irgendwie musste Anor kichern, als er sah, dass sie in der Tat genauso nass war und von dem gleichen Schmutz bis zu den Knien bedeckt war. Er hätte sich zwar gewundert, wie sie es angestellt hätten, aber eigentlich hätte er gedacht, Erwachsene seinen immer sauber und ordentlich. Dazu waren es schließlich Erwachsene! Nunja, die Frau vor ihm sah jedenfalls sehr nett aus:
"Guten Tag, die Dame!", begrüßte sie Anor daher und machte eine leichte Verbeugung. Als er die Frau vor sich wieder anblickte machte er erstaunt eine Entdeckung. Das sie eine ganz dunkle Haut hatte, das hatte er gesehen, aber das sie noch dazu spitze Ohren hatte, das fiel ihm erst jetzt auf. "Du bist ja eine Elfin!", stellte er laut fest, statt, wie es sich gehörte auf die Frage der Dame zu antworten. Kaum hatte er das gesagt, fiel dem Jungen aber auch schon auf, wie unhöflich er war und er schlug sich die Hand vor den Mund.
"Entschuldigung!", murmelte er, "Mein Name ist Anor. Und du, wie heißt du?"
Wieder begann Anors Nase zu kitzeln und er nieste heftig, wobei ihm seine Mütze fast vom Kopf rutschte. Er fing sie aber geschickt wieder aus, wrang sie aus und drückte sie sich wieder auf den Kopf.
"Regnet es bei euch immer so viel?", fragte er. Dann zögerte er kurz, aber er konnte sich eine weitere Frage einfach nicht verkneifen: "Sehen hier alle so aus wie du? Ich wusste garnicht, dass es hier auch Elfen gibt.", fügte er hinzu

Rawiya lächelte den Jungen amüsiert an. Dieser Knabe wusste wie man sich benahm, und dennoch bliebe er ein Junge durch sein natürliches Verhalten. Er stellte ihr viele Fragen, doch dies störte sie nicht. Auch sie hatte einige Fragen an ihn, diese konnten jedoch warten.

"Gesundheit", sagte die Elfe, als Anor niesen musste. Rawiya neigte freundlich ihren Koopf zum Gruße als Anor sich vorgestellt hatte. "Ich grüße dich Anor. Man nennt mich Rawiya. Was deine Fragen angeht, so werde ich sie dir gerne beantworten, aber zuvor gehen wir in die Taverne. Nicht das du dich noch Erkältest."
Freundlich lächelte sie Anor an und ging dann voraus durch die Tür.

Bis zur Tarverne war es noch ein kleines Stück zum gehen. Doch bis sie dort waren würde Rawiya Anor noch seine Fragen beantworten.
"Du hast recht Anor, ich bin eine Elfe. Hier in Lichtwalde mag es noch andere Elfen geben, jedoch sieht keiner genauso aus wie ich. Die Meisten die hier leben, sind jedoch Menschen, so wie du. Und was den Regen angeht. Im Sommer regnet es hier nicht so oft. Aber wer weis schon ganz genau wann es regnet und wann nicht."

"Danke!", antwortete Anor, wie es sich gehörte.
Ja, die Idee mit der Taverne fand Anor wirklich gut, auch wenn er fand, dass man sich keine Sorgen um seine Gesundheit machen musste. Er wurde doch nie krank (jedenfalls hoffte er das). Der Junge folgte Rawiya durch das Tor und sah sich neugierig um. Wie schön es hier war!

Anor lief neben Rawiya her und hörte ihr aufmerksam zu.
"Ja, niemand kann sagen, wann es regnet... nur wer die Wolken lesen kann!" Anor nickte. "Kannst du Wolken lesen? Ich kann es nicht. Manchmal da denke ich die sehen so aus, als würden sie regnen und dann kommt gar nichts, nur irgendwann wieder Sonne und manchmal da ist es so wie heute, da fängt es so plötzlich an zu Regnen, dass man erschrecken könnte!"

Anor sann ein wenig über denn Regen nach, dann fiel ihm noch etwas ein und als sie vor der Taverne standen fragte er:
"Warum bist du so dunkel auf der Haut? Im Morgenland hatten manche auch dunkle Haut und die haben gesagt, es sei wegen der Sonne. Aber bei dir sieht das irgendwie anders aus." Er dachte kurz nach. "Blauer irgendwie, glaube ich."